DAS GROSSE ERBE DER INDIGENEN VÖLKER: DIE SEELENRÜCKHOLUNG


 

„Seelenverlust ist eine spirituelle Krankheit, die seelische und körperliche Leiden verursachen kann.“ (Sandra Ingerman)

 


In verändertem Bewusstsein gehen Schamanen auf die Suche nach der verlorenen Seele, nach verlorenen Seelenanteilen, fangen diese ein und bringen sie dem Menschen zurück. Die Seele ist Trägerin unserer Lebensessenz und unserer Gefühle. Sie ist eine von der Physis letztlich unabhängige Entität, die im Moment des Todes den Menschen ganz verlässt und eine neue Reise antritt, zurück zu ihrem Himmlischen Herrn oder zu einem den Lebenden und Hinterbliebenen unbekannten Ziel.

 

In schamanischen Kulturen existiert die Anschauung, dass der Mensch verschiedene Seelen unterschiedlicher Stufen und versehen mit jeweils besonderen Aufgaben beherberge. Eine davon, die leibunabhängige Freiseele, kann sich vom Menschen und aus ihm heraus lösen. Schamanen sind fähig, ihre Freiseele in verändertem Bewusstseinszustand gezielt auszusenden, um in der nichtalltäglichen Wirklichkeit die Suche nach einer verlorenen gegangenen oder von Geistern gestohlenen Seelen aufzunehmen.

 

In einem spirituell orientierten Teil der westlichen Welt wird analog angenommen, dass sich Teile unserer Seele bereits zu Lebzeiten von uns trennen können. Dies kann bereits in der Kindheit geschehen, wenn Kinder sich abgelehnt fühlen, unerwünscht und ungeliebt sind und/oder schlecht behandelt werden. Es geschieht beispielsweise bei schwerwiegenden körperlichen oder emotionalen Ereignissen: dem Tod einer geliebten Person, bei einer Trennung vom Partner, einem plötzlichen Unfall, Schock oder lebensbedrohlicher Krankheit. Auch seelischer und körperlicher Missbrauch, die gefühlte oder reale Bedrohung der eigenen Existenz können Gründe dafür sein, dass Teile der Seele entfliehen. Unerwartet eintretende Naturkatastrophen oder Kriegserlebnisse mit ihren oft dramatischen Folgen für die Opfer können solche Auslöser sein. Auch ein durch bestimmte Umstände erzwungener Umzug kann dazu führen, dass ein Teil der eigenen Seele am ursprünglichen Ort bleibt und nicht mitzieht. 

 

Seelenanteile können auch von anderen Menschen gestohlen werden. Dies geschieht nicht immer in böser Absicht. Auch Liebe und Abhängigkeit können dazu verführen, sich der Seele eines anderen zu bemächtigen und diese für sich behalten oder in besonderem Maße schützen, behüten und umsorgen zu wollen, um sich mit der Person verbunden zu fühlen und ihr nahe zu sein. Diese Form von Seelendiebstahl unterbindet die Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit, die Ausbildung oder den Erhalt der individuellen Fähigkeiten und Begabungen der Opfer. 

 

Manche Seelendiebe stehlen vorsätzlich, suchen bewusst, Macht über andere zu erlangen und diese zu lenken, um sich selbst stark und bedeutsam zu fühlen. Sie genießen es, andere in ängstlicher, ohnmächtiger Abhängigkeit von sich zu sehen und unternehmen alles, um sie in diesem Zustand zu halten. Viele „Täter“ sind selbst „Opfer“ von Seelendiebstahl geworden und leiden unter dem eigenen Seelenverlust, wenngleich ihnen dieses nicht immer bewusst sein mag. Wichtig zu beachten ist, dass der Diebstahl von Seelen anderer den eigenen Mangel nicht ausgleicht.

 

Seelenverlust kann ein Erbe vorangegangener Generationen sein, der in verschiedene Familienzweige weitergegeben wird. Schließlich kann die Abspaltung von Seelenanteilen ihren Grund in früheren Inkarnationen haben.

 


 

Wie Seelenverluste sich zeigen können

 

Ein Seelenverlust kann sich in ganz unterschiedlichem Gewand zeigen. Die folgenden Sätze mögen veranschaulichen, was in schamanischer Betrachtung "Seelenverlust" bedeutet: 

 

Betroffene hört man gelegentlich von sich selbst sagen: 

 

  • „Ich bin gar nicht (mehr) richtig bei mir.“ -
  • „Ich habe den Eindruck, als würde ich neben mir stehen.“ -  
  • „Irgendwie fühle ich mich nicht vollständig.“ -
  • „Ein Teil von mir ist ganz woanders.“ -
  • „Ich kann mich an diesem Ort gar nicht richtig einfinden.“ 

 

Diese Sätze weisen hin auf:

  

  • ein Entfremdungsgefühl bezogen auf die eigene Person, die Umwelt, die Natur
  • das Gefühl des Losgelöst-Seins und Abgespalten-Seins vom Ich
  • Gefühl einer außerkörperlichen Erfahrung („out-of-body experience“)
  • ein Erleben, dass die Umwelt nicht real ist
  • ein Unwirklichkeitserleben

 

 

Auch die folgenden Sätze können auf einen "Seelenverlust" hinweisen:

  • „Ich lebe gar nicht mehr richtig.“ -
  • „Ich bin ohne Energie. Ich fühle mich nur noch erschöpft und ausgelaugt.“ -
  • „Eigentlich habe ich an nichts mehr wirklich Freude.“ -

 

 

Der Verlust eines oder mehrerer Seelenanteile im Menschen führt zu einer Minderung oder im schlimmsten Falle zum Verlust der persönlichen Integrität und Vitalität. Der Mensch im Zustand des Seelenteilverlustes ist nicht mehr vollständig und damit nicht mehr ganz in seiner Kraft. Manchmal vollzieht sich vor diesem Hintergrund schleichend ein Rückzug aus dem Leben, und nicht immer kann der Betroffene genau identifizieren, warum das so ist, warum sich sein Leben und warum er selbst sich so verändert haben.

 

Manchmal kehren von uns getrennte Seelenanteile nach einer Weile von selbst zu uns zurück.

 

Manchmal hingegen braucht es eine kundige Person, die sich auf die Suche nach den verlorenen Seelenanteilen macht, diese einfängt, für den Rückweg behutsam birgt und an den ursprünglichen Besitzer zurückgibt. Eine solche in schamanischen  Angelegenheiten kundige Person reist in verändertem Bewusstseinszustand in die Nichtalltägliche Wirklichkeit und sucht dort, gemeinsam mit ihren spirituellen Verbündeten, nach den verloren gegangenen Seelenteilen, bringt diese sicher zurück und haucht sie dem Klienten wieder ein.