REISE ZUM GRIZZLY
„Wenn wir uns wieder daran erinnern, wer unsere Geschwister im Tier- und Pflanzenreich sind, wenn wir beginnen, die Freundschaft mit ihnen wieder aufzubauen, nährt uns deren Kraft und hilft uns, wieder ein Stück weit in unser inneres Gleichgewicht zu kommen. Deshalb spricht man im schamanischen Kontext von Krafttieren.“
Quelle: Sonia Emilia Rainbow Woman, „Der Ruf der Geister“ (2006, S. 207).
"Jedes Tier versinnbildlicht eine innere Kraft, die tief in jedem Menschen verborgen liegt, um entdeckt und im Einklang mit der geistigen Welt entfaltet zu werden. Es liegt an uns, diese Quelle der Weisheit fließen zu lassen und mit den Geistführern der Tiere in Verbindung zu treten."
Quelle: Jamie Sams und David Carson, "Karten der Kraft", Buchcover Rückseite
PRAXISBEISPIEL 1 - Die Suche nach dem persönlichen Kraft- und Heilertier
An dieser Stelle möchte ich einen authentischen Bericht von einer ersten Begegnung mit einem dem Kraft- und Heilertier aufnehmen. Er veranschaulicht, wie der Verlauf einer schamanischen Reise aussehen und welche bedeutende Heilwirkung die Begegnung mit dem Krafttier auf den Reisenden haben kann.
Freitag, 04. Januar 2008
"Schon lange hatte ich mich gefragt, welches wohl mein persönliches Krafttier sei. Ich habe gelesen, dass, wenn man es gefunden und Kontakt zu ihm aufgenommen hat, man niemandem sagen soll, was für ein Tier es ist. Das sei zum eigenen Schutz und zum Schutz des persönlichen Krafttieres. Aber ich habe das nie wirklich geglaubt. Ich möchte erzählen, wie ich es fand, wie es mich fand, und wie es mich vor vielen Jahren von immer wiederkehrenden Beschwerden heilte.
An dem Freitag, da ich mich auf den Weg in Richtung Krafttier machte, noch ohne dieses zu kennen, wusste ich, dass ich etwas Aufregendes erleben würde. Ich würde etwas finden, das mich auf meinem weiteren Weg begleitete. Ich wusste auch, dass ich das Gesuchte zuvor in einem mir noch unbekannten Buch finden würde, für welches ich in die große Buchhandlung am Ort. Es war ein kribbelndes, erregendes Gefühl, so wie wenn man eine Verabredung mit jemandem hat, den man noch nicht kennt. Es war Abenteuer dabei. Ich dachte: So muss es sein, genauso ist es, wenn man auf seine innere Stimme hört, die einen Schritt für Schritt zum eigenen Ursprung, zu den Wurzeln seines Seins, zur Schöpferkraft führt.
So zog ich am Freitagnachmittag Anfang Januar 2008 los nach der Arbeit in die Stadt, ging in den Buchladen und stöberte dort stundenlang in unzähligen Büchern. Zwei fanden mein tieferes Interesse, ich hielt sie im Arm. Es war mittlerweile dämmrig und dann dunkel geworden, die Lichter der Januarstraßen leuchteten durch die großen Schaufenster im 1. Geschoss, und ich fürchtete schon, das Geschäft schlösse, bevor ich fündig geworden wäre - da sah ich es: ein Buch über Schamanismus und Krafttierreisen in einem warmen orangefarbenen Einband. Ich legte die anderen beiden Bücher beiseite und begann zu lesen. Es war ein sehr persönliches Buch, mit den Erlebnissen und Erfahrungen von schamanischen Reisen der Autorin selbst.
Die Art, wie die Reise zu dem persönlichen Krafttier dargestellt war, gefiel mir. Ich verstand es plötzlich – so macht man das also... Ich kaufte es kurzerhand, lief damit nach Hause und begann, tiefer einzutauchen. Würde ich denn auch ein Krafttier finden? Und welches Tier könnte das sein? Wirklich vorstellen konnte ich es mir nicht. Ich hatte weder eine Präferenz noch überhaupt eine Vorstellung, welches Tier es sein sollte oder sein würde. Ich war vollkommen offen und wollte mich wirklich darauf einlassen, wollte es in mein Leben lassen und es einladen, mich zu begleiten. Noch an diesem Abend ging ich auf die Reise."
Freitag, 04. Januar 2008 - Erste Krafttierreise
"Da ist der Platz des alten Ahornbaums in einem der kleinen umschlossenen Innengärten der Mädchenschule gegenüber, den ich schon oft mit meiner Katze aufgesucht habe. Meine Katze schlüpft dort immer durch das verschlossene Gittertor, ich bleibe davor stehen, denn das Tor ist fest verschlossen. Der Baum schenkt etwas von seiner Energie, wenn man ihn bittet. Er ist groß, mit breitem, schwerem Stamm, der sich vielmals aufteilt in weitere dicke Stämme, und Äste die sich weit nach oben in den Himmel und seitlich weit in den Raum erstrecken. Sein Laub ist dicht und wuchernd, er beherbergt viele Misteln, die sich auch von ihm ernähren, ihm aber nicht schaden. Es ist ein freundlicher Baum mit gebendem Charakter. Einmal, als ich schlimm erkältet war, hat er mich mit seinen Energiebändern umwunden, mich eingebettet in sie, danach war meine heisere Stimme klarer und ich fühlte mich irgendwie gestärkt. Ich beschloss, bei meiner ersten Krafttiereise zu diesem Baum zu reisen und von dort meine Krafttiersuche zu starten.
Ich machte es mir gemütlich, und in Gedanken ließ ich meinen Geistkörper los. Er schwebte über die kleine Straße hin zum Schulhof und weiter nach dem Tor zu der alten Ahornin, die wie eine gütige Schutzpatronin über die Schülerinnen wachte. Das Tor war wie üblich verschlossen, ich stand also davor und wusste nicht genau, wie ich hineinkommen sollte, als plötzlich aus dem NICHTS heraus ein seltsamer, alter und leicht gebückter Indianer in Lederschuhen neben mir auftauchte und wie selbstverständlich durch das Gitter schlüpfte und zum Baum ging. Er verschwand darin. Ich staunte. Und folgte ihm einfach nach, ging wie von Zauberhand geleitet ebenfalls durch das verschlossene Gitter und wunderte mich, wie einfach das ging.
Ich umarmte die alte Ahornin und fragte sie, ob ich bei ihr nach meinem Krafttier suchen dürfe. Sie hatte nichts dagegen. Aus dem Buch wusste ich schon, dass ich nach einem Wurzelloch oder einer ähnlichen Erdöffnung suchen müsste und fragte noch einmal, ob sie es auch erlaube, dass ich ihr in der Tiefe so nah komme. Die Ahornin hatte keine Angst davor.
Ich schaute umher und fand es, einen schmalen Gang direkt an einem breiten Wurzelfuß des Baums. Durch dieses Wurzelloch würde ich in das Erdinnere reisen, in die Untere Welt, in der sich mein Krafttier, mein helfender Begleiter und schamanischer Verbündeter aufhalten sollte.
Die Vorstellung, meine Seelenenergie aus dem Scheitel in das Wurzelloch dringen zu lassen, bereitete mir kein gutes Gefühl. Ich hatte Angst, dass sich meine Seele verirren und nicht zurückfinden würde. So entschied ich mich, in meiner Vorstellung in voller Lebensgröße hinunterzugehen. Ich trat in die winzige grasumrandete, verborgene Öffnung – und in der nächsten Sekunde schon rutschte und kullerte ich durch einen langen Gang, tief hinunter, durch Erde, Stein und Lehm, durch gewundenes Wurzelgeflecht, an dem ich mich immer wieder festhielt, um nicht zu schnelle Fahrt aufzunehmen. In einer Biegung dann blieb ich liegen, schaute mich kurz um, es war sehr dämmrig, feucht und still hier unten, und rollte dann weiter hinab. Als ich nach meinem Empfinden tief genug war, rief ich nach meinem Krafttier: "Krafttier! Krafttier! Wo bist du? Möchtest du kommen?""
Erste kurze Krafttier-Begegnung
"Ganz weit in der Ferne erblickte ich plötzlich ein Tier, wie aus dem NICHTS, er war winzig in dieser Entfernung, es lief schnell in meine Richtung, geschmeidig und rund, seine Muskulatur bewegte sich unter seinem dicken Fell, und als es näher kam wurde es riesig und mächtig – und verschwand! Er erinnerte mich in seiner geschmeidigen und bewegten Art zu laufen an meine Katze. Meine Katze in einer Art Miniaturform. Aber eine Katze war es nicht.
Das Tier war so schnell entschwunden, wie es gekommen war. Das war es also nicht, dachte ich. Ich beendete die Reise, schlüpfte zum Wurzelloch heraus, verabschiedete mich von der freundlichen Ahornin.
Ich stand auf, trank ein wenig Tee, sah etwas fern, las weiter. Ich war erschöpft und vertagte die Suche. Ich ging schlafen."
Samstag, 05. Januar 2008
Der zweite Reiseversuch
"Am nächsten Morgen nach dem Frühstück ging ich wieder auf die Reise. Ich kam bis zu meinem Baum, begrüßte diesen und bat um Einlass für einen weiteren Versuch. Ich drang schnell in das Wurzelloch, driftete mit meinen Gedanken jedoch immer wieder ab. Ich konnte mich heute einfach nicht konzentrieren. So schrieb ich Tagebuch und machte sonst alle Dinge, die ich so am Wochenende tat. Ich legte mein geplantes Unterfangen vorerst beiseite, bis ich wirklich wieder bereit dazu war."
Sonntag, 06. Januar 2008
Die dritte Krafttierreise - Die Quelle und die Medizintiere
"Sonntagmorgen blieb ich im Bett, meditierte etwas und ließ in tief beruhigtem, entspanntem Zustand meinen neugierigen Geistkörper wieder zu meinem Ahornbaum hinüberschweben, sprach mit ihm, bat ihn noch einmal um Einlass, um endlich zu meinem Krafttier zu gelangen. Ich erhielt ein weiteres Mal die Erlaubnis, einzutreten und kullerte und rutschte durch den runden Erdgang und war mit einem Mal ... in einer unterirdischen Höhle.
Sie war dunkel und feucht und sehr sandig. Ich blickte mich um – und entdeckte eine kleine Quelle, eine Art Brunnen mit einer sehr niedrigen Mauer als Umfriedung. Ich ging hin und berührte sein Wasser, da fiel alle Spannung von mir ab, und ich musste weinen. Mit dem Quellwasser benetzte ich mein Gesicht, die Hände und Arme, und eine neue Kraft durchzog meinen Körper. Das Wasser war nun geleeartig, ich legte es mir auf meine Arme und auch auf meinen Scheitel, es kühlte mich und zog den Rest Spannung aus meinem Kopf heraus. Nun weinte ich richtig, aus tiefster seelischer Erleichterung.
Es kamen drei spinnenartige Wesen zu mir, während ich an der Quelle saß. Ich ließ sie über meinen Körper laufen. Da geschah es plötzlich wieder – es erschien das Tier aus meiner vorgestrigen ersten Reise, welches aus dem Nichts kurz aufgetaucht und im Nichts wieder verschwunden war! Es war ein Bär. Mit geschmeidigen, kraftvollen Bewegungen kam er auf mich zu, er war riesig, ein mächtiger Grizzly, weich und dunkel und schön anzusehen. Es schnupperte an mir, und ich lud ihn ein, er begann mein Gesicht zu lecken. Nun weinte ich noch mehr. Vor lauter Glück und Erleichterung: Da wusste ich: Dieses Wesen war mein Krafttier! Ich hatte es endlich gefunden, es hatte mich gefunden:
Der Grizzlybär leckte auch mein krankes linkes Ohr und meine Halsschlagader. Mein Krafttier sprach nicht, es war nur bei mir, neben mir. Ich weinte eine ganze Weile. Ich befand mich in einer unterirdischen Höhle am tiefsten Ende eines winzigen Wurzellochs eines riesigen Ahornbaums, an einer seltsamen Kraftquelle mit geleeartigem heilenden Wasser, von der niemand außer mir etwas wusste. Zusammen mit einer gewaltigen dunklen Bärin, meinem Kraft- und Heilertier, und zeitgleich lag ich in tief meditativem Zustand in meinem Bett, weinte und genoss den außergewöhnlichen Zustand, an diesen zwei wunderschönen Orten gleichzeitig zu sein.
Ich verbrachte noch eine ganze Weile bei der Grizzly-Bärin. Ich durfte mich an sie lehnen, ich verbarg mich in ihr. Ich dachte: Das ist ein richtiges Krafttier! Es kann dich beschützen und beruhigen. Die Bärin umfing mich, wie sie ihr Junges umfängt und umsorgt und beschützt. Sie führte mich dann von der Quelle in der Unteren Welt hinaus zu einem Höhleneingang im Wald. Wir saßen noch eine ganze Weile dort, schauten auf den flüsternd schäumenden Fluss vor uns. Lachse sprangen darin. Ich sagte der Bärin, dass ich bald wiederkomme und verabschiedete mich.
Ohne den Weg zurück gegangen zu sein, befand ich mich augenblicklich am oberen Wurzelloch des Ahornbaums, dankte ihm für dieses Geheimnis und verabschiedete mich auch von ihm. Dann kuschelte ich mich tief in meine dicken Decken im Bett und schlief wieder ein."
Schamanische Krafttier-Heilung
"Das Dröhnen, die gelegentlichen Bässe im Ohr, die mich über Jahre hinweg in Stress-Situationen immer wieder geplagt hatten, gingen nach diesem Erlebnis zurück. Auch wenn sie gelegentlich noch einmal wiederauftauchten, nie wieder hatten sie solche Macht über mich, nie wieder haben sie mich so gequält und in Panik versetzt.
Irgendwann waren sie ganz verschwunden und kamen nicht wieder. Ich war geheilt!
Manchmal braucht es mehrere Anläufe, um sein Krafttier - in diesem Falle war es ein wahrhaftiges Heilertier - zu finden.
Und: Es findet wirklich Kraftübertragung und Heilung statt. Was auf der spirituellen Krafttierreise sich ereignet, hat Wirkung auch in unserer Alltagswelt.
Das hatte mich zutiefst überzeugt, und ich bin dabeigeblieben."
Quelle: DIE FREIE SCHAMANIN
-DIE FREIE SCHAMANIN-
Praxis für Traditionelle Schamanische Heilweisen
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Andrea Ursula Bischoff
Schamanin | Hypnose-Coach
E-Mail: andrea.bischoff@outlook.com
Web: die-freie-schamanin.com
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